Vorbild für Harry Frommermanns waren die „Revellers“, ein amerikanisches Vokalquartett, das 1928 erstmals in Europa auftrat, aber bis dahin bereits über Schallplatteneinspielungen einige Kenner durch ihre Einzigartigkeit begeistert hatte.
So eine Truppe wollte Frommermanns im deutschsprachigen Raum zusammenstellen und gab eine Zeitungsannonce auf. Aus den Heerscharen hungriger Künstler meldeten sich 70 Bewerber zum Vorsingen, darunter übrigens auch Johannes Heesters, der bereits einigen Erfolg hatte.
Nach der Gründung des Sängerensembles 1927 gingen den ersten Auftritten viele Monate harten Probens voraus, denn gemeinsam rang man um penibelste Tongenauigkeit, Artikulation und Stimmengleichheit, was schlussendlich zu artistischen Wundern führte. Die deutsche Truppe nannte sich zunächst „Melody Makers“, bis das Filmgenie Erich Charell auf „Comedian Harmonists“ kam.
1928 gelang auf der Bühne des Berliner Schauspielhauses der Durchbruch, und nach dem erfolgreichen Abend in der Berliner Philharmonie 1932 vor Klassikpublikum galten die Konzerte der Comedian Harmonists als Kunst. Folgerichtig wurden sie von der Vergnügungssteuer befreit!
Und zu Klassikern wurden ihre Lieder: Schöner Gigolo, Ein Freund, ein guter Freund, Liebling, mein Herz lässt dich grüßen, Veronika, der Lenz ist da.
Selten schrieben sie ihre Lieder selbst. Frommermann arrangierte bewährte Gassenhauer für Sextett neu, und die Truppe verleibte sie sich sozusagen ein: Wochenend‘ und Sonnenschein, Irgendwo auf der Welt, In der Bar zum Krokodil. Nur der Pianist Erwin Bootz ließ sich gelegentlich einen Hit einfallen wie „Schöne Isabella von Kastilien“.
Insgesamt entstanden bis zur Trennung im Frühjahr 1935 bei Electrola 69 Platten, und mit 150 Konzerten jährlich, nach 1933 viele davon im Ausland, war der musikalische Höhepunkt der Truppe erreicht.
Eine der letzten Platteneinspielungen der Originaltruppe war Mein kleiner grüner Kaktus mit der Rückseite, die als bedeutungsschweres Lied zu traurig ist für unsere Konzerte: Lebe wohl, gute Reise.
Nach den Berufsverboten für die jüdischen Mitglieder trennten sich die Wege: Es bildete sich eine „arische“ Folgegruppe genannt „Das Meistersextett“, die bald wegen Mangel an „Lebendigkeit, Differenzierung und Ausgeglichenheit“ einging, obendrein besiegelt durch das Auftrittsverbot der Reichsmusikkammer 1941. Eines ihrer Erfolge war: Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da.
Die Wiener Exilgruppe bildete die „Comedy Harmonists“ auch nur bis 1941, und eine amerikanische Nachfolgegruppe reüssierte mehr oder weniger bis 1949.
1976 ergab sich die Möglichkeit, die vier noch lebenden Sänger zu interviewen, woraus eine zweiteilige Dokumentation über die Comedian Harmonists entstand und ihre Renaissance startete.